Einen Termin vereinbaren und diesen verlässlich einhalten? Kaum vorstellbar. Die magischen 10 Minuten haben wir uns im Laufe der Jahre zur Selbstverständlichkeit gemacht. Wir sind verspätet. Kein Problem.
Unpünktlich erblicken wir das Licht der Welt. Der Grundstein ist gelegt. Mit den ersten Gehversuchen lassen wir uns Zeit. Stresslos setzen wir Fuß vor Fuß. Das Zeitlassen zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Die ersten Wortfetzen fallen, wenn es uns passt. Gabel und Messer ersetzen nur langsam die Hand. Eile haben wir keine. Kein Wunder, unsere Erzeuger machen es uns vor. Die Zeit im Griff haben sie nicht. Vorbilder der Verspätung sind sie allemal. Mit den Jahren tun wir es ihnen gleich.
War heute nicht gestern und vorgestern gleich morgen? Egal. Wie Verbrecher rauben wir uns die Zeit. Unbedacht und unbekümmert. Bereits Napoleon postulierte: „Es gibt Diebe, die von den Gesetzen nicht bestraft werden, obwohl sie dem Menschen das Kostbarste stehlen: nämlich die Zeit.“
Auch heutzutage werden wir in Sachen Unpünktlichkeit belehrt. Dennoch grundverschieden. Die Universität bestätigt unser Fehlverhalten mit der akademischen Viertelstunde. Wir sind verspätet? 10 Minuten. Kein Problem! Wir sind gleich da. Eine SMS, ein Anruf. Mit dem Mobiltelefon haben wir eine neue Dimension erreicht. Unser Gewissen plagt uns nicht.
Mit Handkuss, L*
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