AIN`T NOBODY REAL, EVERYBODY FAKE?

3. November 2015

essena-o-neill

Wer der bildhübschen Essena O’Neill auf Instagram gefolgt hat, ist bestimmt vor Neid erblasst. Sie lebte das perfekte Leben, das sich Millionen junger Frauen wünschen: Die neuesten Designer-Klamotten, VIP-Einladung zu den angesagtesten Parties, Reisen zu den schönsten Destinationen dieser Welt, gutaussehenden Boyfriend, makelloser Körper und jeden Tag vom Glück geküsst.

Doch die Realität schaut anders aus. Der 19 Jährige Social Media Star hat dem Fake-Leben dem Rücken gekehrt. In den vergangenen Tagen und Wochen konnte man auf ihrer Instagram-Seite mit mehr als einer halben Millionen Followern Bilder mit überarbeiteten Inhalten nachlesen und die Wahrheit zu den einzelnen Aufnahmen erfahren. Auf ihren Profil rief sie auf: Social Media Is Not Real Life READ THE RE-EDITED CAPTIONS. 98 Photos bleiben mit kritischen Kommentaren über die Entstehungsweise und den Hintergründen für die Aufnahme online, weitere 2.000 wurden gelöscht. Parallel hat das Idol die Webseite „Let´s be Game Changers“ ins Leben gerufen und gestern das Video „Why I Really am quitting social media | The Truth“ veröffentlicht.

Sie spricht das aus was ich mir seit langer Zeit denke: IT`S FAKE! WE`RE ALL FAKE! WHAT HAPPEND TO VIRTUAL REALITY? WHAT DOES REALLY MATTER IN LIFE? LIKES? COMMENTS? MONEY?

Während meinem Roadtrip habe ich mich über meinen Blog und die Arbeit in der Medienwelt mit verschiedenen Menschen unterhalten und in abgespeckter Version genau darüber philosophiert, was O´Neill, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ausspricht. Das schockierende und sehr traurige ist, dass so viele Menschen nicht mehr zwischen Real und Fake unterscheiden können. Die Welt.de-Autorin Laura Ewert schrieb in ihrem Artikel „Instagram macht uns alle zu Psychopathen“, dass das Netzwerk „die schädlichste, bösartigste und kaputteste App“ sei. Warum: Sie macht uns krank vor Neid. Das „ach so perfekten Leben“ existiert aber nicht. Auch ich habe noch keine Person getroffen, deren Dasein im wahren Leben perfekt ist.

Der mutige Schritt von jener jungen Frau, die die vergangenen Jahre in einer surrealen Welt gelebt hat, geht um den Globus. Vor allem Blogger, Instagrammer und YouTuber preisen die Aktion der australischen Schönheit gerade nur so in den Himmel. Doch die meisten schlagen lediglich wieder eine Eigen-PR daraus. Selbstversuche sich eine Woche ohne Bildbearbeitung auf Instagram zu zeigen, wenige Tage Instagram auf dem Handy deinstallieren oder bezahlte Instagram-Posts nachträglich mit #ad oder #sponsored zu versehen. Echt jetzt? Und danach? Ist alles wieder beim Alten.

Ich habe ein Déjà-Vu: Wo sind all die Blogger und Social Media Stars, die ihre Stimme beim Thema Flüchtlinge eingesetzt haben, als es vor den Wahlen zum guten Ton gehört hat? Ich kann euch nicht mehr hören, ihr seid verstummt.

Wieder taucht die Frage auf: AIN`T NOBODY REAL, EVERYBODY FAKE?

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4 Comments

  • Reply Personal: Wir sind alle Fake! Und warum das gar nicht schlimm ist. - Pixi mit Milch 4. November 2015 at 11:28

    […] die einen eine Woche lang „real“ auf Instagram sein wollen, meinen die anderen, dass wir doch alle nur noch Fake sind. Sehr lesenswert ist auch der Beitrag von Nike Jane, in dem sie sich einfach nur Gedanken zu dieser […]

  • Reply KIND GUT, ALLES GUT? | Mit Handkuss 6. November 2015 at 11:36

    […] auf und blickt noch immer nicht weiter hinter die Fassade? Stattdessen ergötzt ihr euch an einem neuen Hype in den sozialen Netzwerken und sinkt noch tiefer in die Social Media Maschinerie. Schaut euch um. Abseits der virtuellen Welt. […]

  • Reply Jeannine 8. November 2015 at 1:15

    DANKE! Du hast es komplett auf den Punkt gebracht. Eine Woche die „Wahrheit“ auf Instagram und Co. zeigen und schon wird wieder applaudiert. Genau wie bei der Flüchtlingsthematik einfach alles für mehr Klicks und Reichweite machen… es kotzt mich so an.

  • Reply Lieblinks der Woche (45/2015) – MINI AND ME 8. November 2015 at 3:12

    […] Ain’t nobody real, everybody fake? Lena schreibt über das fragwürdige „Coming Out“ einer Instagram-Schönheit und den heuchlerischen Hype, zu dem es TrittbrettfahrerInnen nun bewegt. (Der Moment, in dem man über ein Thema bloggen wollte und es dann nicht mehr muss, weil einem eine Kollegin die Worte aus dem Mund genommen hat.) […]

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