Ich lese ein Interview mit Roger Federer, dem seit Jahren weltbesten Tennisspieler. Gefragt nach den Voraussetzungen für seine Erfolge, ist die Antwort einfach und klar. Drei Dinge müssen zusammen kommen: Talent, harte Arbeit und Glück. Ohne Talent nutzt alle harte Arbeit nicht. Auch das grösste Talent verglüht, wenn es nicht beständig hart an sich arbeitet. Ja, und dann das Glück: Glück des Augenblicks, Glück in der Bestimmung des Partners, Glück in Spekulationen – es gibt so viele Formen von Glück!
Mich interessiert jedoch heute die Frage nach dem Talent.
Was ist Talent überhaupt? Ich sehe darin Begabung, ein natürliches Mehr-Können, unvermittelte Freude und Verständnis an einem spezifischen Tun.
Wie macht sich Talent bemerkbar? Wer Talent hat, lernt schneller und leichter. Er (oder sie) fühlt sich wie von allein hingezogen zu dem, was er (oder sie) tut. Die gehörte Musik überträgt sich wie selbstverständlich auf die Hand auf dem Klavier, der Bewegungsablauf beim Tennisschlag erfolgt mühelos, wie von selbst. So zumindest bei den großen Talenten.
Für uns Eltern stellt sich die schwierige Aufgabe, die Talente unserer Kinder zu erkennen; denn sie, und vor allem sie, sollten wir fördern. Wie aber gehen wir vor? Ich glaube, wir sollten uns zunächst einmal klarmachen, dass es einen Roger Federer nur einmal gibt, dass die großen Stars der Musikszene Raritäten sind. Denn: Talent ist nicht Genialität! Dann sollten wir unseren Kindern den Freiraum geben, damit sie ihre Talente überhaupt erst entdecken und zeigen können. Das tun wir am besten indem wir ihnen viele Türe öffnen. Auf diese Weise beginnen unsere Kinder zu entdecken. Sie werden am Einen Freude haben und das Andere nicht wollen. Gegen ihren Willen sollten wir gewisslich nicht handeln.
Das heißt aber auch, dass wir nicht unsere eigenen Vorlieben auf unsere Kinder übertragen dürfen. Nicht jeder Fußball-Fan wird in seinem Sohn einen tollen Fußballspieler heranziehen, und nicht jede Leseratte wird einen Bücherwurm erleben. Talente können weitergegeben werden, müssen es aber nicht.
Und so werden wir feststellen, dass unser Kind mit Begeisterung Hockey spielt, aber wenig Interesse für Ballspiele hat. Dass Euer Kind auf Reisen fremde Sprachen leicht aufgegreift, derweil das Rechnen eher schwerfällt.
Talente führen im späteren Leben nicht unbedingt zum Traumjob. Aber sie machen das Leben reichhaltiger und lebenswerter auch dann, wenn sie nur in der Freizeit zum Tragen kommen. Kinder haben zumeist verschiedene Talente. Unsere Aufgabe als Eltern ist, sie zu erkennen und zu kanalisieren. Und wenn dann doch ein Roger Federer zum Vorschein kommt: Warum nicht?
ENGLISH
I read an interview with Roger Federer, the number 1 tennis player for years.
When asked about the main requirements for his unbeatable success, the answer is clear. Three things are the key. Talent, hard work and luck. No talent is useable without hard work. Even the biggest talents fade away if one does not work on it. And of course, luck. The lucky moment everyone speaks about.
However, the question that sticks in my mind after reading this is, what is talent really? How does talent become a talent? I believe the person that has a talent, learns faster. He (or she) feels a special attraction to its own thing.
We as parents have the difficult task of spotting our children’s young talented skills and being able to support them throughout to way. What is our next step of the way on the road of talent? One thing is clear though, Roger Federer is a one in a million kind of thing. Talent, however, may not be being brilliant at something. You can also work for it and this is something we should teach our children. They should have enough room to be free and discover what they really like to do. To discover their very own talents. Children are explorers at the end of the day. They will decide for themselves what they love doing and what they don’t. It would be a mistake from us parents, to go against their will.
Not every football fan will manage to have a son who is a professional football player. Even though talents can be transmitted, we are surely not obliged to do it. We might then realise that our son is the happiest playing hockey and has little interest in any other ball-related games.
Not every child might feel specially attracted to its languages courses trips and might find its happiness behind the computer for example. Talents do not always lead to the future dream job. They do make life more exciting and worth living and we, as parents have to be able to spot them on time. What if the new Roger Federer was meant to appear? What if?