Es war ein Mittwochabend. Ich sitze in der 1010 Bar in Wien. Das Beef Tatar wird serviert, dazu nippe ich an meinem Muskateller. Seit zwei Stunden unterhalte ich mich mit meinem Gegenüber über Gott und die Welt. Wie ein Ping Pong-Ball wechseln wir die Themen. Irgendwann ist die Rede von Unterhosen. Von Frauen und Männern – unserer Gesellschaft – die ihre Partner wie die kleinen Schlüpferchen wechseln.
Es folgte eine Geschichte:
Du gehst in ein Kaufhaus. Das Kaufhaus hat sieben Etagen. Du wirst dort den Partner deiner Träume – den Prinzen auf dem weißen Ross – kennenlernen.
Du betrittst die erste Etage und lernst eine unglaublich gut aussehende Person kennen. Du bist hin und weg von dieser Erscheinung. Im gleichen Atemzug fragst du dich aber, was wohl eine Etage höher auf dich wartet…
Du gehst in den zweiten Stock. Es wartet eine unglaublich gut aussehende und charismatische Person auf dich. Du bist dir sicher, dass es kaum noch besser werden kann. Aber das Kaufhaus hat noch fünf Etagen. Wer wartet bloß dort noch auf dich?
Du verlässt den zweiten Stock und nimmst den Lift in die dritte Etage. Die Lifttüre geht auf und du erblickst eine gut aussehende, charismatische und beruflich erfolgreiche Person. Dir stockt der Atem. Trotzdem drückst du den Knopf in die nächste Etage.
Du kommt in der vierten Etage an. Auf dich wartet eine gut aussehende, charismatische, beruflich erfolgreiche und weltoffene Person. Du genießt diese Begegnung. Für einen Moment bist du im Hier und Jetzt. Wenn da es da nicht noch drei weitere Etagen gäbe…
Du erreichst den fünften Stock. Dein Blick schweift durch den Raum, und du entdeckst eine gut aussehende, charismatische, beruflich erfolgreiche, weltoffene und emotional tiefgründige Person. Niemals hättest du dir so viel „Schönheit“ in einer Person erträumt. Du hältst inne. Was erwartet mich auf der nächsten Etage?
Du gelangst über das Treppenhaus in das sechste Stockwerk. Es empfängt dich eine gut aussehende, charismatische, beruflich erfolgreiche, weltoffene, emotional tiefgründige und sportliche Person. Du bist von den Socken und hörst die Hochzeitsglocken läuten. Wäre da nicht noch die siebte und somit letzte Etage. Jene, wo die „perfekte“ Person auf dich wartet.
Du gehst in langsamen Schritten und voller Hoffnung in den siebten Stock. Deine Erwartungen sind hoch. Die Person, von der du immer geträumt hast, wird hier auf dich warten. Und dann die Ernüchterung: Du stehst allein im letzten Stockwerk des Kaufhauses.
Moral von der Geschichte: Wir sollten uns doch vielleicht fragen, ob es wirklich richtig ist, in menschlichen Beziehungen nach immer mehr – nach immer Größerem, Schönerem oder Besserem – zu suchen. Und mit Blick auf seinen Lebensgefährten sollten wir vielleicht akzeptieren, dass sich die Liebe mit der Zeit verändert. Und sei es auch nur, weil wir uns verändern.
2 Comments
[…] Müssen wir also auf unser Glück verzichten? Nein, keinesfalls. Denn das Glück liegt bei uns selbst. Schauen wir nicht auf andere, schauen wir auf uns selbst! Fragen wir uns, was wir schon alles erreicht haben … und vergleichen wir das Erreichte mit dem, was wir uns vor Jahren als Ziel vorstellten. Was hat sich alles verändert, wie haben WIR uns verändert, so dass wir heute da stehen, wo wir stehen? Und warum gibt es Menschen, die mehr als glücklich wären, wenn sie das hätten, das wären … was wir haben und was wir sind? Was heißt das überhaupt: Alles haben, alles können, alles sein? Und wofür? […]
[…] #5 Story: Das Kaufhaus Geschichte was a short story about love. About how we as humans, always look for more. More money, more […]