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FRAGEN AN EVA BLUT

Fans von Acessoires kennen die österreichische Designerin Eva Buchleitner. Unter ihrem Label EVA BLUT entwirft sie seit 2001 Accessoires, die irgendwo zwischen Kunst, Mode und Funktionalität zuhause sind. Mit einer gehörigen Portion Geometrie und ihrer ganz eigenen Formensprache entwickelt sie sich auch noch heute ständig weiter. Nachdem sie 2002 mit dem Austrian Fashion Award ausgezeichnet wurde, kooperierte sie bereits mit Labels wie Vivianne Westwood genauso wie mit den Salzburger Festspielen, der BREAD & BUTTER und vielen anderen. Außerdem ist sie Mitbegründerin von Modebus, We Showroom Paris Now und www.austrianfashion.net.

Das neueste Projekt ist ihr eigener Laden im Herzen von Wien, den sie seit über einem Jahr mit dem Edel-Fahrradladen stilrad teilt. Ganz recht gehört: Fahrräder und Mode unter einem Dach. Wie man auf so eine Idee kommt und wie das Konzept funktionieren kann, interessierte mich natürlich brennend. Also bat ich die Tausendsasserin zum Interview.

Bereits seit Herbst 2012 betreibst du dein gemeinsames Store-Konzept mit stilrad, wie kam es zu dem Zusammenschluss?

Ich habe mich schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, einen eigenen EVA BLUT – Store in Wien zu eröffnen. Zu diesem Zweck hatte ich einen Pop-up Store im Juni 2012 im 7. Bezirk für einige Wochen, um den Wiener Markt zu testen. In diesem Zeitraum hatte Paul Rasper, mein Geschäftspartner von stilrad, das Geschäftslokal im 1. Bezirk gefunden, der etwas zu groß für ihn war. Da er mich bereits durch meine Fahrradtaschen-Linie VELOcité kannte und ihm der Pop-up-Store gut gefallen hatte, hat er mich gefragt, ob ich mich an seiner Geschäftsidee beteiligen wolle. Das war eigentlich die Gelegenheit, die ich bereits länger anvisiert hatte und so kam es zu einem schnellen Entschluss und der Eröffnung drei Monate später.

Nach über einem Jahr sieht man viele Dinge differenzierter. Würdest du diese Entscheidung immer wieder so treffen?

Im Moment würde ich mit ja antworten. Es bedarf wohl neben den größeren Fahrradobjekten doch etwas Behauptungsarbeit um im gleichen Maße wahrgenommen zu werden, aber wir haben inzwischen Stammkunden gewonnen die diese Mischung lieben.

Gibt es wirklich viele Kunden, die sich ein Fahrrad und gleichzeitig eine Tasche kaufen?

Dass beides gleichzeitig erworben wird, kommt nur vor, wenn es sich um Fahrradtaschen von EVA BLUT handelt. Aber ganz oft kommen Kunden wieder und erwerben erst das eine und dann das andere oder die Paare teilen sich auf und finden in den unterschiedlichen Sortimenten je ihres.

Wie schwierig ist es generell, bei einem Cross-Selling-Konzept die eigene Identität zu wahren?

Für mich war von Anfang an wichtig, dass es eine klare Trennung der Sortimente gibt. Ich wollte in keinem Fall eine Taschenabteilung in einem Fahrradgeschäft sein. Dass ist durch eine bewusste Zonierung auch gelungen. Im Bereich der Schaufenster und des Brandings wurde nachjustiert und durch eigene Veranstaltungen durch EVA BLUT ebenso wie stilrad werden auch die unterschiedlichen Kundenkreise gesondert angesprochen. Wir sind strukturell klar erkennbar als zwei Geschäfte unter einem Dach: Zwei Kassenpulte, unterschiedliche Möblierung, die aber zueinander funktioniert, zwei Verkaufs-Assistenten die jeweils in ihrem Bereich hervorragend Bescheid wissen und sehr gut beraten können.

Welche Vorteile außer den monetären, bringen einem Zusammenschlüsse?

Beide Zonen haben stark mit Ästhetik aber auch mit Funktion zu tun. „Wie will ich in der Stadt unterwegs sein und das, was ich dabei haben muss, mit mir führen?“ ist die gemeinsame Frage unserer Kunden. Somit überschneiden sich die Interessen unserer primär verschiedenen Kundenkreise schnell und öffnen sich schnell für das andere Sortiment

Läuft man nicht Gefahr, ausschließlich als Teil eines Kollektives wahrgenommen zu werden?

Ich glaube in unserem Fall ist es uns gelungen, das Konzept zu kommunizieren. Aber es kommt wirklich auf den bewussten Umgang mit den Elementen an.

Oft entwickeln sich ja Konzepte bzw. Labels erst im Laufe der Zeit, in eine bestimmte Richtung. Läuft man nicht Gefahr, seine eigene Entwicklung zu opfern? Oder ist das gerade das Spannende an solchen Konzepten?

Das ist richtig. Man sollte vor so etwas schon sehr genau wissen wer man selbst ist. Dieses Konzept wäre vor 10 Jahren noch nicht das richtige für EVA BLUT gewesen. Da aber ein klares eigenes Konzept besteht, das man ja auch weiter entwickeln will, war zum entsprechenden Zeitpunkt die Entscheidung die Richtige. Und ich ordne mich nicht der Fahrradwelt unter. Es gibt 2 mal jährlich eigenständige Taschenkollektionen und darüber hinaus die VELOcité Fahrradtschen-Kollektion die auch in ein anderes Marktsegment, in anderen Geschäften gehandelt wird.

Cross-Selling und „Co-Working-Spaces“ sprießen aus dem Boden, worauf müssen sich die einzelnen Geschäfte sich einstellen?

Kooperationsbereitschaft ist gefragt. Regelmäßige Meetings sind wertvoll um nicht aneinander vorbei zu werken, sondern die Synergien im Auge zu bewahren. Zu wenig Kommunikation ist sofort in der Stimmung ablesbar. Und es gibt ein Maß an Abhängigkeit voneinander, dessen man sich bewußt sein muß, dass auch lebbar sein muß. Es ist aber auch mit viel Motivation verbunden, wenn man neben sich jemanden spürt, der ebenso seine Fortschritte erzielt.

Oder siehst du zwischen Cross-Selling und Co-Working-Spaces unterschiede, die von Bedeutung sind?

Natürlich ist die Wirkung die man beim Cross-Selling nach außen macht eine entscheidende. Die Kombination ist in sich schon eine Message. Ob man sich ein Büro mit anderen teilt, kann für den Kunden unwichtig sein. Das ist bei einem Geschäft nicht der Fall.

Danke für das Interview!

PS: Als neuestes Mitglied der Cross-Selling-Gemeinschaft eröffnete Ende Januar das Kollektiv Block44 – bestehend aus dem FixDich – track bike boutique Fahrradladen, dem Mode-Label amateur und dem Café Setz dich.

MIT HANDKUSS, L*

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