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FUTTERNEID

Gestern lud Szenegastronom Martin Ho zur Eröffnung seines neuen DOTS twentyone. Wie der Name unschwer erahnen lässt, befindet sich der neueste Ableger des Sushi-Tempels im 21er Haus auf dem Gelände des Schweizergartens. Mit fröhlicher Erwartung auf bekannte Gesichter und vor allem mit einer großen Portion Vorfreude auf endlose kulinarische Köstlichkeiten machte ich mich auf den Weg zu Wiens neuesten Hotspot. Unweit des neuen Hauptbahnhofs bzw. der Riesenbaustelle, die mal der neue Hauptbahnhof werden wird, befindet sich im gastronomischen Niemandsland das neue DOTS twentyone. In weiser Voraussicht oder in stiller Hoffnung auf zukünftige Bahnreisende, eingebettet in dem industriellen Charme des frisch renovierten 21er Haus, versammelte sich wie erwartet alles was Rang und Namen hat oder gerne haben würde. Mit jeder Menge Drinks in der Hand und im gemütlichen Plausch mit Freunden konnte der Abend so richtig losgehen. So stellt man sich eine rauschende Eröffnung vor.

Stop! Da fehlte doch noch was? Das Essen! Feinstes Sushi, Wagyu-Burger und Schnitzel. Mit diesen Köstlichkeiten der österreichisch-asiatischen Fusion-Küche wirbt der neue Gastro-Tempel schließlich. Lecker! Doch die Suche nach dem Essen glich einer Odysee. Wenn sich denn mal alle Jubeljahre eine, der kaum vorhandenen Kellnerinnen mit einem Bauchladen voller Köstlichkeiten ins Freie wagte, blieb meist nur das bittere Zusehen. Was zugegebenermaßen doch ziemlich amüsant war: Die verhungerte Meute warf sich mit vollem körperlichen Einsatz auf die wenigen Speisen. Wen wundert’s auch? Schließlich können geschätzte fünfhundert Mäuler kaum durch gefühlte zwei Kellnerinnen gesättigt werden.

Aus dem Futterneid resultierten wahre Schlachtszenen, die das auf Leinwand übertragene Fußballmatch zwischen England und Frankreich blass erschienen ließen. Menschen rissen dem völlig überforderten Personal das Essen aus der Hand, Stäbchen flogen wie Pfeile durch die Luft, Soja-Soßen wurden zu Wurfgeschossen. Eine Restauranteröffnung mit kaum Essen sorgt nun mal für den Urtrieb nach Nahrung und einen amtlichen Wettkampfcharakter. Frustrierte Gesichter auf der Verlierseite, während sich die glücklichen Sieger wie Schneekönige freuten. Da ich heute meine Kampfstiefel daheimgelassen habe, verließ ich die Party schlussendlich vielen netten Gespräche später, aber mit genauso viel Hunger wie zuvor.

Mit Handkuss, L*

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