Ihr regt euch über die Lügen und die verlogene Darstellung auf Instagram auf und blickt noch immer nicht weiter hinter die Fassade? Stattdessen ergötzt ihr euch an einem neuen Hype in den sozialen Netzwerken und sinkt noch tiefer in die Social Media Maschinerie. Schaut euch um. Abseits der virtuellen Welt. Ich sage euch etwas: Das Eltern sein wird mindestens genauso gerne von einer schillernden Seifenblase umhüllt. Im echten Leben. „Alles super“ ist die Standardantwort, wenn man Mütter und Väter nach dem Befinden fragt. Selbstverständlich. Die Wahrheit hat im Alltag wenig verloren. Höchstens hinter verschlossenen Türen, wenn sich Eltern anderen anvertrauen.
Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Der Druck auf Eltern steigt. Erwartet wird, dass sie niemals klagen. Versteht sich eigentlich von selbst, denn sie haben das größte Glück der Welt: Ein Kind. Die Sonne hat ihnen zu jeder Tageszeit und in jeder Lebenssituation aus dem Arsch zu scheinen. Verzeiht mein Französisch.
Wer es wagt zu jammern wird mit strafenden Blicken vernichtet. Ein bisschen Kind ist doch kein Problem. Also wird dem Beruf nachgegangen, im Hinterhof das Bio-Gemüse angebaut, ein Lifestyle-Blog geschrieben, täglich Sport getrieben, Nachts die Babyklamotten gestrickt und dem Kind vor Eintritt des Kindergartens drei Fremdsprachen gelehrt. Die totalen Überflieger-Eltern eben. Und dennoch wird man sich der Frage „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ stellen müssen. Und wehe du entscheidest dich für Kind, Partner und Haushalt zu leben. Faul und Unnütz. Anerkennung bleibt aus. So oder so. Eine narzisstische Gesellschaft der Superlative, die nicht genug bekommt.
Wer Mutter oder Vater ist, muss entspannt, cool und hip sein. Und alles unter einen Hut kriegen. Immer. Schließlich fehlt es einem ja auch an Nichts: „Dir fällt alles in die Schoss. Dein Leben ist perfekt.“ Und genau deswegen werden wir euch niemals gerecht werden. Die Realität schaut nämlich anders aus. Eltern reißen sich täglich den Arsch auf (nochmals: Verzeiht meine Wortwahl). Sie haben Sorgen und Ängste. Eltern wollen (und können) nicht immer fröhlich in der Gegend herumhüpfen. Sie verlieren auch mal die Nerven oder spielen mit dem Gedanken das Kind auf Willhaben zu verschenken. Und wenn Abends im Kinderzimmer das Licht ausgeht, entkommt auch mal ein Seufzer der Erleichterung.
Eltern sind Menschen.