Von Bangkok haben wir das Flugzeug nach Krabi genommen um mit dem Boot weiter nach Koh Lanta zu schippern. Unsere Pläne haben wir allerdings kurzfristig über Board geworfen und sind auf Koh Yao Yai gestrandet.
Seit ich mich für die Reise mit Emilian entschieden habe, gab es kaum eine freie Minute in der ich nicht unzählige Webseiten aufgerufen habe, um alle „Insider“-Tipps und Erfahrungsberichten nachzulesen. So hat es mich nicht verwundert, als wir am Pier von Koh Yao Yai einen jungen Engländer kennenlernten, der seit einigen Jahren auf Koh Lanta lebt und die Love Lanta Homepage betreibt, die mir bereits bekannt war. Zufälle gibt´s!
Im Zuge meiner Recherchen sind mir vor allem auf Blogs und in Interviews immer wieder die Inseln Koh Yao Yai und Koh Yao Noi ins Auge gestochen, die noch vom Massentourismus verschont geblieben sind. Mit dem Taxi sind wir vom Krabi Airport also zum Talen Pier gebracht worden und weiter mit dem Long-tail boat nach Yao Yai, die etwas größere Schwesterinsel von Yao Noi. Diese Insel ist im Norden noch fast unberührt. Im Zuge einiger Gespräche mit Einheimischen hat sich herausgestellt, wieso das so ist: Yao Yai ist muslimisch geprägt. Hier will man seine Traditionen noch bewahren. Was damit im Klartext gemeint ist: Sie freuen sich zwar über zusätzliches Einkommen von Touristen, wollen aber keine Frauen im Bikini durch die Dörfer laufen sehen. Auch Alkohol und Parties sind nicht wirklich erwünscht.
Angekommen auf Yao Yai hat uns ein Taxi ins Better View Resort gebracht, das ich noch am selben Tag via Agoda.com (für mich die beste Seite mit Special-Deals der hiesigen Regionen) gebucht hatte. Zwar nicht unbedingt preislich und Backpacker-Style, doch nach all dem Trubel in Tokio und Bangkok genau das Richtige. Ein Bungalow mit Meerblick, Pool und kaum Urlauber, die sich unter Tags hier aufhielten. Vor allem Emilian konnte nach einer doch recht langen und für ihn anstrengenden Reise zur Ruhe kommen. Zwei Stunden später hat uns ein tropisches Gewitter erreicht, dem wir bei einem guten Abendessen im dortigen Restaurant mit Blick auf das Meer gelauscht haben.
Das Hotel kann ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen, auch wenn Preis-Leistung nicht unbedingt stimmt. Doch das sucht man auf der Insel ohnehin vergebens. Das Resort ist klein, fein und simple – für ein paar entspannte und vor allem ruhige Tage das Richtige. Alternativ fand ich noch das Thiw Son Beach Resort nebenan einladend, auch wenn recht einfach. Für mehr Luxus könnte man das Koh Yao Yai Village oder Santhiya Koh Yao Yai Resort & Spa buchen. Walk-Ins bieten sich auch an, sofern noch nicht alles restlos ausgebucht ist. Mein persönlicher (Preis/Leistung) Favorit: Esmeralda View Resort (Details weiter unten).
Am nächsten Tag war schnell klar: Ohne Moped (ca. 300 Baht/24h) kommt man hier nicht vom Fleck. Also rauf auf das Zweirad und die Umgebung etwas kennenzulernen. Und da liegt der „Vorteil“ dieser Insel: Die Strände eignen sich bei Ebbe nicht wirklich zum Baden. Für den Massentourismus, der in Südthailand vor allem Badetourismus bedeutet, ist das ein absolutes No-Go. Dafür findet man hier menschenleere Sandstrände und kann abends den Fischern zusehen, wie sie mit Taschenlampen am Kopf auf die Jagd gehen. Am südlichen Lam Hin Pier schaut man auf gestrandete Fischerboote, während die Sonne hinter einer benachbarten Insel untergeht.
Am dritten Tag auf Yao Yai entschied ich, die Insel doch noch nicht zu verlassen und uns bei unserer Erkundungstour ein neues Quartier zu finden. Doch mit Kleinkind kann man eben nicht alles planen: Emilian ist über seine Füße gestolpert und ungünstig gefallen. Nachdem er Rotz und Wasser geweint hat, wurden seine blutigen Wunden von einem niederländischen Backpacker-Paar verarztet. Irgendwann ist er vor lauter Erschöpfung auf einer Liege bei Meeresrauschen eingeschlafen. Ich habe diesen Moment der Ruhe genützt und mich dem Nichtstun hingegeben. Irgendwann war es kurz vor sechs Uhr und ich hatte noch keine neue Schlafmöglichkeit organisiert. Dieses Mal habe ich über booking.com ein Low-Budget Bungalow im südlicheren Teil der Insel gebucht.
Wir fuhren nach Einbruch der Dunkelheit ins Ungewisse. Im Heimat Garden angekommen, wurden wir mit den Worten „Wir haben die Buchung zu spät gesehen und es gibt kein Zimmer mehr für euch“ begrüßt. Weinen oder Lachen? Lachen. Das gehört bei einem Abenteuer eben dazu. Außerdem sind Unterkünfte während der High Season nicht unbedingt wie Sand am Meer zu finden, also war ich fast schon erleichtert, dass man uns eine Alternative anbot. 15 Minuten später wurden wir im Activity Hotel rausgeworfen, das auf den ersten Blick nicht viel versprach. Und so war es auch: Im ungemütlichen und sehr sehr seeeeeehr einfach gehaltenen Bungalow wurden wir von einer Kakerlake in Empfang genommen. Wir blieben trotzdem. Frei dem Motto: „Augen zu und durch.“ In der Nacht hat uns dann auch noch ein gackernder Hahn auf Trab gehalten. Diese werdet ihr überall auf der Insel finden und zu jeder Tageszeit hören.
Mit dem ersten Augenschlag haben wir fluchtartig das Zimmer verlassen und wurden auch noch unfreundlich gefragt, warum wir nicht noch eine Nacht bleiben. Auf eine lange Diskussion lässt man sich besser nicht ein, sondern springt lieber schnell ins nächste Taxi und sucht das Weite. Aus diesem Grund kann ich nicht viel vom südlichen Teil der Insel berichten, außer, dass das Zentrum der Insel nicht sonderlich einladend aussah, eine Anzahl an nicht funktionstüchtigen ATM besitzt (unbedingt ausreichend Bargeld mitnehmen!) und Nachts am Strand lautes Gegröle zu hören war.
Nach knapp 25 Kilometer fahrt checkten wir im Esmeralda View Resort ein, wo wir bereits am Vortag Mittagessen waren. Die kleine Bungalow-Anlage ist familiengeführt und liegt in den Berghängen mit einem fantastischen Blick auf das Meer und einem atemberaubenden Sonnenaufgang. Wir wurden mit offenen Armen begrüßt und durften uns auch noch über ein Upgrade freuen. Doch davon wollten wir erst Abends profitieren, denn ohne die kleine Schwesterinsel Yai Noi gesehen zu haben, stand eine Weiterreise nach Koh Lanta für mich außer Frage. Und dann kam wieder alles anders als geplant…