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Mediennutzung bei Kindern: Wann sind wir so spießig geworden?

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Alle tun es, doch keiner spricht darüber: Fernsehen. „Schaut mein Kind zu viel Fernsehen?“, „Bin ich zu streng, was die Mediennutzung meiner Kinder angeht?“ und „Kann Fernsehen die Welt meines Kindes negativ beeinflussen?“ – es war ein kontroverses Thema, das bei einem von dem Streaming-Dienst Netflix veranstaltetem Event durch den Raum kreiste. Neben den deutschen Familienbloggerinnen Leonie Lutz, Anna Luz de Léon und Henriette Zwick, hatte auch ich mich in Berlin eingefunden, um mich mit anderen Mamis einmal ehrlich zum Entertainment von der Mattscheibe auszutauschen. Und während wir so über die Vor- und Nachteile aus der Flimmerkiste diskutierten, fragte ich mich: Wann sind wir eigentlich so spießig geworden?

Klar, ich bin auch nicht von dem Fernseher erzogen worden. Trotzdem zählte nicht nur eine Walt Disney Figur zu meinen Kindheitshelden. Und jene geheimen Abende, an denen meine Eltern außer Haus waren und ich in Übereinkunft mit dem Babysitter heimlich die amerikanische Sitcom „Full House“ schauen durfte, sind mir als wohlbehütete Erinnerung bis heute geblieben. Da werde ich direkt nostalgisch, wenn ich heute die Nachfolgeserien und „Fuller House“ streame. Wie die Zeit vergeht..

Ich lauschte also gebannt den Stimmen der Podiumsdiskussion im Atelier Berlin. Denn in Zeiten, in denen der Obstsnack ausschließlich in Sternform und geschmückt mit gespießten Karottenaugen aus der Lunchbox kommen darf, ist auch das Fernsehen zum Unwort mutiert. Heutzutage muss sogar das Spielzeugauto pädagogischen Mehrwert haben, Miniaturlokomotive und Murmelbahn aus der ökologisch nachhaltigen Holzmanufaktur kommen und die Klamotten gewissenhaft von Mutti selbst gestrickt sein. Der erzieherische Perfektionswahn kennt keine Grenzen. Einfachere Aktivitäten als Violinenkurs oder Töpfer-Play-Date zur kreativen Entfaltung der Kinder kommen der perfekten Mami von heute erst gar nicht in den Sinn. Wo kämen wir denn da hin? Fernsehen als Freizeitprogramm löst bei Supermamis im Stepford-Style pures Entsetzen aus. Selbst ich spüre in Sachen familiärer Freizeitgestaltung den wachsenden Erwartungsdruck. Dabei haben wir nicht mal einen Fernsehapparat. Emilian stört es nicht. Er kennt es nicht anders.

Trotzdem gibt es auch bei uns diese Tage, an denen Emilian die Bienenfamilie, die emsig aus dem Stream summt, mehr Spaß macht als das Puzzle zu zweit. Und an verregneten Wochenenden, an denen die Sandkiste am Spielplatz maximal als Schlammbad funktioniert oder ich zum gefühlt siebzigsten Mal mit einem Häschen übers Lotti Karotti Brett ziehe, denke ich mir: Gott sei Dank gibt es den Kids-Channel auf Netflix – qualitatives Entertainment für die ganze Familie. Aller Supermami-Moralpredigten zum Trotz scheine ich mit meiner Meinung nicht allein zu sein. Laut einer Umfrage der Plattform Urbia.de entscheiden sich 59 Prozent aller Eltern vor allem in „speziellen“ Situationen für das Fernsehen auf Smartphone und Tablet. 61 Prozent ziehen außerdem Streamingdienste klassischen Fernsehformaten vor. Ausschlaggebend ist hier vor allem die Flexibilität in der Filmauswahl und -dauer. Doch aufgepasst: Niemand würde seinem Kind mehr als eine Stunde Fernsehen zumuten. WHAT? Offenbar sind deren Kinder niemals krank, immer brav oder kennen keine Langstreckenflüge.  Ehrlich gesagt ist es auch einfach mal genug. Genug von jeglichem Stress, Geheule, Gekreische und Bespaßung der (Klein-)Kinder.

Wenn Mütter also übers Fernsehen diskutieren, kann man doch wenigstens ein klein wenig Ehrlichkeit erwarten. Zugegeben, Emilian und ich sitzen eher selten vor der viereckigen Spaßfabrik. Das liegt aber auch an unserem Alltag, der sich im Vergleich zu anderen Haushalten auch mal unterscheidet. Wir müssen aufhören, einander immer zu vergleichen! Aber klar, auch beim Junior kommt mal die Lust auf seine Fernsehhelden aus „The Hive“, „Cars“ oder „Justin Time“ auf. Und solange es nicht zur Gewohnheit wird, erlaube ich es auch gerne.

Das hat mehrere Gründe: Beim Streaming am Kids-Channel von Netflix genieße ich die Sicherheit, dass die Storylines der Sendungen nicht von Werbeplatzierungen verzerrt werden. Nutzerbasierte Empfehlungen und Freigaben stellen sicher, dass mein Kind nur altersgerechte Kost empfängt. Bedeutet, dass ich auch mal den Raum verlassen kann, ohne mir Sorgen zu machen, dass er Werbe- oder Gewaltinhalten ausgesetzt ist. Darüber hinaus bietet das „netflixen“ auch Potential zum Spracherwerb. Emilian streamt seine Netflix-Filme ausschließlich auf Englisch. Weil er es anders nicht kennt. Kinder können auf diese Weise sehr früh ein Gefühl für Sprachen entwickeln und einen großen Wortschatz erwerben.

Doch egal ob die Menschen, Tiere, Fantasiewesen oder auch Auto aus den Serien sich nun auf Deutsch oder Englisch verständigen – wichtig ist die Geschichte dahinter. Als gewissenhafte Mami sollte man sich also weniger die Frage stellen, ob das eigene Kind fernsieht, sondern wie es fernsieht. Letztlich verhält es sich mit dem Fernsehen wie mit vielen Fragen der Kindererziehung: Das gesunde Maß macht es aus. Während sich also die Supermamis da draußen über Für und Wider von Superfood für die Lunchbox streiten oder sich über das Mediennutzungsverhalten ihrer Kinder etwas vormachen, lehne ich mich entspannt zurück, kuschle mich eng an meinen Emilian und genieße die Vorstellung – ganz ohne Druck und schlechtes Gewissen. Und wenn es uns freut, überschreiten wir dann auch mit Freude die empfohlene halbe Stunde.

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– In Zusammenarbeit mit Netflix – 

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