QUALITY TIME

11. August 2014

Manchmal blicke ich zurück und sehne mich nach dem vogelfreien Leben, dass man als Student lebt. Doch diese Zeiten sind vorbei. Statt morgens aufzuwachen und gemütlich darüber nachzudenken, ob ich heute an der Vorlesung teilnehme oder doch lieber mit Freunden das Schwimmbad aufsuche, startet mein Tag mit dem Erwachen von Emilian. Inzwischen ist mein Sohn ein Jahr alt. Kompromisse kennt er (noch) nicht. Wenn er ausgeschlafen ist, haben das Mami und Papi auch gefälligst zu sein. Gemütliches Kuscheln im Bett ist (noch) nicht so seins. Ewig im Bett rumliegen auch nicht. Das folgt dann vermutlich im Teenager Alter. Doch haben wir überhaupt die Zeit einfach nichts zu tun, uns mal auf die faule Haut zu legen und von Niemanden und Nichts gestört zu werden?

Wir leben in einer Zeit, die uns nicht viel Zeit für Privates lässt. Oder nennen wir es einfach „Quality Time“. Für viele ein Fremdwort. Berufe, soziale Netzwerke und die Angst nicht genug zu leisten, lassen uns wie Roboter durch die Weltgeschichte laufen. Selbstreflektion? Die Prioritäten der wirklich wichtigen Dinge im Leben, die uns auch im Alter glücklich machen, gehen sukzessiv verloren. Das soll nicht bedeuten, dass man alles liegen lassen und Yoga zum Lebensmittelpunkt machen muss, um sein inneres Kind zu finden (genau: Fuck the Hype!). Ich denke, dass wir anfangen sollten Dinge anders zu betrachten und den Weg, den wir für unsere Zukunft einschlagen wollen, überdenken müssen. Und das ist verdammt nochmal schwer.

Im letzten Jahr ist mir besonders aufgefallen, wie unglaublich beschäftigt wir sind. Aber nicht weil gerade ein großes Projekt am Tisch liegt, sondern weil unsere medialen Möglichkeiten unbegrenzt sind. Und ich nehme mich da nicht aus. Werden eigentlich schon Trauerfeiern für verlorene Telefone gehalten? Vermutlich. Schließlich bedeutet das ja quasi das Ende unseres Daseins. Ebenso ist es eine Selbstverständlichkeit immer und zu jeder Uhrzeit für jeden erreichbar zu sein – ob per Telefonat, SMS, Inbox, Email oder sonstigen Kanälen. Das Resultat: Überforderung. Richtig, wir glauben sozial tätig zu sein, nichts zu verpassen und es allen recht zu machen. Das wir irgendwann zurück blicken und erkennen, dass diese Überladung uns vielleicht doch nicht glücklich macht, ist fast unvorstellbar. Ich sage nicht, dass früher alles besser war. Doch ich bin der Überzeugung, dass man früher der eigenen Familie einen höheren Stellenwert geschenkt hat.

Ich bin keine Mutter, die ausschließlich „MAMA“ ist und finde meine Freude weiterhin in Dingen, die ich vor Emilians Geburt gemacht habe. So macht es mir Freude neben MIT HANDKUSS auch wieder zurück im Job als PR Beraterin zu sein. Weniger Begeisterung finde ich da schon beim Wohnungsputz, Lebensmitteleinkauf, etc. Doch auch diese Dinge lassen sich nicht vermeiden. Als Mutter lernt man (hoffentlich) irgendwann, dass man seine Zeit anders einteilen muss. Und zwar aus Überzeugung. So bemühe ich mich auch einfach mal, die Wäsche stehen zu lassen oder einen Blogeintrag erst am nächsten Tag online zu stellen. Und ja, es fällt mir verdammt schwer. Doch geht deswegen die Welt unter? Nein. Emilian wird es mir dafür danken. Meine Beziehung wird es mir danken. Meine Liebsten werden es mir danken. Denn plötzlich bleibt Zeit für etwas Quality Time. Und dieses „etwas“ dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Sind wir ehrlich, haben das viele von uns nicht bereits versäumt?

Aber genauso sollten wir uns darauf konzentrieren, miteinander zu kommunizieren und nicht nur Smilies per Nachricht zu verschicken. Wir werden einsilbig. Irgendwann sind wir alleine; verschluckt von sozialen Medien und technischen Gadgets. Doch dann ist es zu spät.

Unsere Kinder, unsere Familie, unsere Liebsten – das ist das Leben.

So lasse ich es jetzt stehen. Denn das sind meine Gedanken. Komplett ungefiltert! Einen Einblick in meinen Kopf, in meine Gedanken, in mein Dasein. Doch vielleicht versteht ihr mich in Bildern etwas besser….

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Mehr Privates und Schönes findet ihr auf Instagram.

MIT HANDKUSS, L*

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3 Comments

  • Reply UNPLUG EVERY DAY | Mit Handkuss 26. August 2014 at 18:17

    […] ich doch erst vor kurzen meine Gedanken zum Thema Quality Time freien Lauf gelassen, ist mir nun dieses Buch in die Hände gerutscht: UNPLUG EVERY DAY – 365 […]

  • Reply Paula 19. Oktober 2014 at 15:34

    Hallo Mit Handkuss!

    Ich kenne dich und deinen Blog nicht, aber auf Bild #5 sieht man etwas, was man denke ich nicht sehen sollte.

    Lieben Gruß
    Paula

    • Reply Lena 22. Oktober 2014 at 23:03

      Liebe Paula! Danke dir, da hast du nicht ganz unrecht 😉 Sehr aufmerksam von dir. DANKE!

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