Sunday Thoughts: Die Päckchenflut – Ein Weckruf!

27. Mai 2018

Wer tut’s nicht? Nichts ist leichter als Online-Shopping, und schon sind wir mit Begeisterung dabei. Wir müssen nicht mehr ins Geschäft gehen. Wir müssen uns nicht mehr mit einem Menschen unterhalten, der uns kompetent beraten will. Wir müssen nichts heimtragen. Zudem: Wir sparen Geld. Du schöne neue Welt!

So liegen wir auf der Couch oder noch im Bett, im Hintergrund Musik, neben uns vielleicht ein Kaffee. Vor uns jedenfalls aufgeklappt der Laptop. Wir surfen, wir clicken. Wir wählen aus, wir werfen in den Warenkorb. Dabei haben wir immer noch nichts wirklich gesehen, wir haben nichts ertastet, und geschmeckt haben wir erst recht nichts. Wir sind auch gar nicht so sicher, ob wir die Schuhe nun in Größe 38 oder 39 brauchen. Ob wir wirklich das gelbe Kleid wollen, oder nicht doch das rote. Ist ja auch egal: Geht in den Warenkorb, wird geliefert werden, und dann können wir immer noch gucken bzw. uns entscheiden.

Gut, eine Kreditkarte sollte man schon haben, und es muss etwas drauf sein. Aber nicht einmal das ist immer nötig. So kamen unlängst ein paar junge Mädchen zusammen, Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, und machten einen Streifzug durch die schöne Online-Shoppingwelt. Am Ende hatten sie in ihrem Warenkorb T-Shirts für 2’000 Euro. Was tun? Nach kurzem Überlegen liefen sie zum Vater des gastgebenden Mädchens und sagten: “Bitte die Kreditkarte. Wir haben mal für 2’000 Euro eingekauft. Aber weißt Du: Das alles wollen wir ja gar nicht haben. Wir werden uns jede ein T-Shirt aussuchen; das sind dann 50 Euro oder so. Den Rest schicken wir zurück.” Der Vater schaute sie verdutzt an, verzog eine Augenbraue … und rückte die Kreditkarte heraus. Tatsächlich: Später waren dann wirklich nur 50 Euro belastet. Irgendwann hatte er ein großes Paket kommen sehen, und ein großes Paket war wieder gegangen.

So einfach ist Online-Shopping! So schön! Aber auch nur für den, der shoppt. Denn dahinter verbirgt sich enorm viel echte Arbeit. Gleichzeitig wird die Umwelt massiv belastet. Da müssen Pakete gepackt werden (von schlecht bezahlten Menschen). Da wird das Paket bis vor die Haustür transportiert (wieder von schlecht bezahlten Menschen in einem Lastwagen, der Treibstoff frisst und die Umwelt verpestet). Da wird das Paket wieder abgeholt und zurückgebracht ins große Lager (vielleicht nicht von demselben Lastwagen, aber sicher wieder mit schlecht bezahlten Menschen und wieder zu Lasten der Umwelt). Ja, wenn wir dann noch Glück haben, ist auch der Rücktransport gratis. Schöne neue Online-Shoppingwelt!

Ihr spürt: Ich finde diese Welt nicht ganz so schön. Online-Shopping richtig eingesetzt: ja, unbedingt. Aber bitte nicht so, wie ich es gerade beschrieben habe. Ich gehe gern in Läden, ich schaue mir gern Kleider an, befühle und betaste sie, ich spreche gern mit den Verkäufern oder Verkäuferinnen. Wir verbringen ja auch so schon viel zu viel Zeit in der virtuellen Welt. Umso angenehmer, wieder einmal in die Wirklichkeit einzutauchen.

Also: Steht auf, vergesst Couch oder Bett. Einen duftenden Kaffee bekommt ihr auch in der Stadt. Ihr werdet hinter dem Ladentisch (zumeist) nette Mitmenschen treffen. Und ich bin sicher: Ihr werdet glücklich beladen heimziehen.

Und die Geschäfte werden nicht reihenweise schließen müssen.


ENGLISH

Who doesn’t do it? Nothing is easier than online shopping and obviously, everyone is well up to it. No need to visit the busy highstreets anymore. No need to talk to the person who is kindly willing to help you with your decision. No need to carry any more bags around on your way back home. Oh what a nice new world we have discovered!

We lay on the couch, sometimes even still in bed. Some chill background music coming from our laptop. We surf, we click and “throw” the selected items on “our basket”. But we still have nothing. We aren’t even sure whether we are a 37 or a 38, but we still click. We don’t even know if we prefer the yellow dress or the red one, so we add both to the basket. We can decide later anyway. So we keep on clicking. Then it gets delivered and even then, we can still decide whether we like it or not.

Your credit card should be ready though. Or sometimes not even. That’s exactly what happened to this father, whose daughters order an purchase for 2000 Euros and had it delivered to him. The father was naturally in shock when he saw a huge set of boxes arrived under his name, but the girls quickly run over and explained themselves. We know it’s a big order, they said, but we just want to keep one each. The father still slightly confused handed his credit card over to the girls. As promised, only 50 Euros where charged and the rest of the package was suddenly gone and sent back.

So easy. So quick. Oh the world of Online shopping! However, not everything is as easy as it looks. What about the people behind it? Technicians taking care of the site, people packing and delivering (who are normally underpaid), to the first location. This package will then be shipped and delivered by someone else (who’s probably also underpaid), right to your front door. And most of the times even get free return delivery service. What a beautiful new world we get to live in.

I don’t know about you, but I am not quite loving every bit of this new online world. Online shopping, yes, but not always. Online shopping, yes, but up to a certain point.

I still love walking down the highstreets and shops. Talking to the salesperson. We are already spending a lot of time on this new online world. Social media…anybody?

So get out of bed. You can grab a tasty coffee in town too, I am sure. People behind the counters are usually very friendly and happy to chat with customers. Time to get home with a full bunch of shopping bags. Hopefully, the smaller shops will never have to close down. Let’s help them by doing some REAL shopping!

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