Es ist einer dieser Mami-Horrormomente, die man wohl früher oder später erlebt haben muss: Das heilige Kuscheltier ist weg. Eine Welt bricht zusammen.
Gestern ist Fridolin, das Lieblingsstofftier von Emilian, spurlos verschwunden. Die Wohnung wurde auf den Kopf gestellt, die Straßen auf- und abgesucht. Freunde und Familie wurden alarmiert und sorgten mit „oh Gott“, „das darf nicht Wahr sein“ und „das ist ja schrecklich“ für weitere Panikattacken. Emilian nahm es relativ gelassen, nachdem ich ihm versprochen habe, dass wir ihn später abholen werden. Er musste ja schließlich irgendwo zu finden sein. Ich war der festen Überzeugung. Vermutlich versuchte ich mich selbst zu beruhigen.
Bei der Polizei habe ich keine Verlustanzeige aufgegeben, obwohl ich kurz davor war. Ich muss gestehen, dass auch ich in den letzten zwei Jahren eine innige Beziehung zu Fridolin aufgebaut habe und mir alleine beim Gedanken des Verlusts schwindelig wurde.
Meine Hoffnung kehrte zurück als eine Nachricht aus New York eintraf. 6.796 Kilometer Luftlinie entfernt, wusste eine Freundin, wer in Wien ebenfalls im Besitz des plüschigen Hundes war. Jene wunderbare Mutter einer kleinen Tochter bot mir an den Doppelgänger via Taxi zu schicken. Und das tat sie.
Fridolin musste in den letzten zwei Jahren sehr viel mitmachen und schaut demnach schon ziemlich mitgenommen aus. Der „neue Fridolin“ glänze, fühlte sich kuschelig an und hatte keine Abnützungsspuren. Emilian war skeptisch, akzeptierte ihn aber nach wenigen Minuten des Mistrauens. Ich fühlte mich schlecht. Und vermisste den echten Fridolin.
Heute Nacht wurde ich durch bitterliches Schluchzen aufgeweckt. Den wahren Grund kenne ich nicht. Eine Vermutung habe ich. Er hielt „neuen Fridolin“ nicht in seinen Armen wie er es sonst täte. Ich hatte das Gefühl, ich müsse ersticken. Mein armes kleines Baby. Wo ist UNSER Fridolin????
Die Antwort hat nicht lange auf sich warten lassen. Heute Früh, kurz bevor wir das Haus verlassen haben, kommt Emilian um die Ecke, strahlt mich mit leuchtenden Augen an und ruft: „Fikooooooliiiin.“ In seinen Händen hielt er seinen Fridolin. Stolz zeigte er mir sein Versteck.
Ich musste herzhaft über mich selber lachen. Denn im Nachhinein betrachtet: Was für ein Zirkus? Und was hat sich Emilian bloß dabei gedacht?
PS: Ich denke ernsthaft darüber nach Fridolin mit einem GPS Chip zu versehen.
6 Comments
Deine persönlichen Geschichten sind sehr ehrlich, lustig oder regen zum Nachdenken an. Mach weiter so. Alles Liebe aus Münster, Sophie
Danke liebe Sophie für dein positives Feedback 🙂
Ja, wer kennt das nicht! So lieb geschrieben!
Xx martina
Bisher kannte ich das nicht. Meine Nerven… Haha
Danke 🙂 Freut mich natürlich sehr zu hören. Einen schönen Abend wünsche ich dir!
[…] Meine Wohnung in Wien habe ich untervermietet und mein Hab und Gut bei Familie, Freunden, Nachbarn und Bekannten untergebracht. Für Pharo habe ich in München ein wunderbares zu Hause auf Zeit gefunden und meine Autoschlüssel ebenfalls einer vertrauenswürdigen Person anvertraut. Übrig blieb ein „Winter-Koffer“, ein „Sommer-Rucksack“ und ein Weekender für Kleinigkeiten, eine Umhängetasche für´s Notwendigste, ein Kinderwagen und Fridolin, der dritte im Bunde. […]